Nichtsdestotrotz ist der Wunsch nach Gleichstellung in der Zahnmedizin nicht ganz verstummt. So sind die Praktiker zwar zunehmend weiblich, repräsentative Aufgaben in Standesorganisationen werden jedoch überwiegend von männlichen Kollegen übernommen. Eine Umfrage der Fachzeitschrift Die Zahnarzt Woche (dzw) zeigt, dass insbesondere in den Zahnärztekammern Frauen noch deutlich unterrepräsentiert sind. Wir nehmen diese Entwicklung zum Anlass, die Wünsche, Ansichten und Bedürfnisse der weiblichen Zahnärzteschaft in unserem heutigen Blog näher zu beleuchten.
Zahnmedizinerinnen – Erfolg durch Empathie
Das Berufsbild des Zahnarztes war bisweilen - nicht zuletzt aufgrund der handwerklichen Ausrichtung - stark männlich besetzt. Heute ist jedoch klar: Die Zukunft der Zahnmedizin ist weiblich. Fragt man Zahnmedizinerinnen nach den Gründen für ihre Berufswahl, steht das Heilen und Helfen häufig im Vordergrund. Weitere Pluspunkte sind, dass ihre Gestaltungsmöglichkeiten durch die vielfältigen Therapiemethoden groß sind und mittels feinmotorischen Geschicks bereits in kurzer Zeit ästhetische Ergebnisse erzielt werden können.
Auch bei den Patienten kommen Zahnärztinnen gut an: Das Marktforschungsunternehmen DentaVox hat herausgefunden, dass sich knapp zwei Drittel der Befragten lieber von einer Zahnärztin behandeln lassen als von einem männlichen Kollegen. Die Gründe: Patienten scheinen den Frauen mehr zwischenmenschliche Fähigkeiten zuzusprechen. Dementsprechend spielt die Zahnärztin als vertrauenswürdige Partnerin insbesondere im Bereich der ästhetischen Zahnversorgung eine wichtige Rolle. Ihr Plus an Empathie ist ein entscheidender Faktor.
„Was Frauen wollen“ – Der Kampf mit den Vorurteilen
Auch wenn den Geschlechtern oftmals verschiedene Fähigkeiten zugeschrieben werden, unterscheiden sie sich in einigen Bereichen weniger als viele glauben. Eine Umfrage der deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) macht deutlich: Die berufliche Karriere ist Heilberuflerinnen fast genauso wichtig wie ihren männlichen Kollegen. Der Unterschied: Frauen sehen sich seltener als Unternehmerinnen – nur 24 Prozent erachten diese Möglichkeit zur Berufsausübung als interessant, bei den Männern sind es 42 Prozent. Insbesondere der hohe Bürokratie- und Verwaltungsaufwand steht vielen Jungunternehmerinnen dabei im Weg.
Darüber hinaus zeigt die Existenzgründungsanalyse der apoBank, dass Frauen - wenn sie denn gründen - eher kleine Praxen übernehmen. Dementsprechend fallen die durchschnittlichen Investitionskosten geringer aus als bei ihren männlichen Kollegen. Zudem lassen sich Frauen später nieder: Im Jahr 2018 war mehr als jeder zweite Zahnarzt zum Zeitpunkt der Niederlassung unter 35 Jahre alt, während sich jede Dritte Frau erst jenseits der 40 niederließ.
Berufsausübung – Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Mit dem Fokus auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance, die sowohl Karriere als auch Kinder ermöglicht, haben vor allem junge Absolventinnen ganz andere Ansprüche an die Berufsausübung als ihre älteren Kollegen. Praxis- und Familiengründung fallen in die gleiche Lebensphase und Kindererziehung ist in weiten Teilen weiterhin Frauensache. Die apoBank-Umfrage zeigt: Weibliche Heilberufler nehmen sich durchschnittlich 14 Monate Elternzeit, während es bei ihren männlichen Kollegen nur drei Monate sind.
Um Wunsch und Wirklichkeit unter einen Hut zu bekommen, entscheiden sich Frauen häufig gegen die Vollzeitbeschäftigung. Bereits heute arbeiten Zahnärztinnen unter 40 Jahre fünfmal häufiger in Teilzeit als ihre männlichen Kollegen. Ziel sollte also sein, Frauen Perspektiven und flexible Berufsausübungsmodelle innerhalb der Zahnärzteschaft aufzuzeigen und ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst zu nehmen. Ideen gibt es viele: Von Jobsharing und Kooperationsmöglichkeiten über Existenzgründung in Teilzeit bis hin zu Mietmodellen wie der ZPdZ – der Markt ist bemüht, sich an die Bedürfnisse der nachwachsenden Generation anzupassen.
Exkurs - Der Ruf nach einer Männerquote
Während die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) Frauen den Zugang zur Selbstverwaltung erleichtern möchte, werden auf Seiten des Landesverbands Niedersachen Forderungen nach einer Männerquote für das Zahnmedizinstudium laut. Aus ihrer Sicht bedingt vor allem die Vergabe der Studienplätze über einen Numerus clausus (NC) von 1,1 bis 1,7, dass der Frauenanteil in der Zahnmedizin überproportional wächst. Junge Männer weichen deshalb immer häufiger auf ein Studium im Ausland aus – Insbesondere Ungarn und Rumänien sind hier besonders beliebt. Die Sorge: Wenn zu viele Studierende abwandern, kann der Bedarf an zahnmedizinischer Versorgung künftig nicht mehr flächendeckend gesichert werden.
Richtig vernetzen – Angebote für Zahnmedizinerinnen
Sie möchten sich gerne mit anderen Zahnmedizinerinnen austauschen? Das Forum Zahnärztinnen bietet eine Möglichkeit zur Vernetzung von Zahnärztinnen aus den Bereichen Studium, Niederlassung, Wissenschaft sowie Politik und Gesellschaft. Von Fortbildungsmöglichkeiten bis zu regelmäßigen Stammtischtreffen – alle Informationen finden sie hier.
Die AG Frauenförderung, eine Initiative der KZBV, lädt Interessierte dazu ein, die Zukunft der zahnmedizinischen Versorgung aktiv mitzugestalten. Erste Lösungsansätze sind Mentoringprogramme, die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und die Erweiterung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Lesen Sie alles Weitere hier.